Chronik des Kleingärtnervereins „Im Holzmoore e.V.“ |
Liebe Gartenfreundinnen, liebe Gartenfreunde und Leser, Sie haben heute die Möglichkeit, einige sehr interessante Zeilen zu lesen. Wichtig ist nicht immer das, was ein jeder denkt, sondern dass sich auch jemand gefunden hat, diese Zeilen, Anekdoten und Geschichten niederzuschreiben. Nach vielen Recherchen habe ich begonnen, einige Zeilen für unsere Gartenfreunde aufzuzeichnen.
Am 07.10.1950 trafen sich 32 garteninteressierte Freunde, um mit Unterstützung des Bezirksvorsitzenden Herrn Kortegast einen eigenen Kleingärtnerverein zu gründen. Als Gastredner war der damalige Landesverbands-Vorsitzende Herr Mädge anwesend. Beide Personen erklärten die Ziele und Bedingungen zur Gründung eines Vereins. Die Frage zur Gründung wurde einstimmig von allen anwesenden befürwortet. Der Verein gab sich den Namen: „Im Holzmoore“ und wurde später als Kleingärtnerverein beim Amtsgericht Braunschweig eingetragen. Als 1.Vorsitzender wurde Rudolf Kruse, wohnhaft in Braunschweig in der Wabestraße2, gewählt. Es folgte der 2.Vorsitzende Georg Carl, aus der Karl-Zeis-Straße 8, der Kassierer Friedrich Pitschellies, Dornbergstraße 4, der Schriftführer Gottfried Cichoszewski, Moorkamp 28 und der Gerätewart (damals Vorgänger des heutigen Fachberaters) Franz Keßler, Mittelriede 15. Der Gerätewart war Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes und beim Amtsgericht mit eingetragen. Alle Gewählten waren aus Braunschweig. Die Gründungsversammlung im Gliesmaroder Turm endete nach genau 1,5 Std. um 19:45 Uhr. Auf der folgenden Seite ist die Kopie des originalen Protokolls der Gründungsversammlung zu sehen, die anlässlich des 35-jährigen Jubiläums, Mitgliedern als besondere Anerkennung und für langjährige Mitgliedschaft überreicht wurde.
Auf der ersten ordentlichen Mitgliederversammlung am 18.11.1950 wurden richtungsweisende Beschlüsse gefasst. Der Bau eines Zaunes mit Umlagen der Gartenmitglieder von damals 70,- DM (Deutsche Mark) wurde beschlossen. Der Jahresbeitrag wurde auf 5,- DM festgesetzt. Die Pacht war mit 0,04 DM / m² vergleichsweise gering. Der Beitrag für den Landesverband musste mit jeweils 1,- DM vergütet werden. Die geplante Gartenfläche war 53722 m² groß. Berechnet wurden derzeit 32106 m². Der Verein hatte 46894 m² Nutzfläche und 8284 m² Grünflächen. Auf diesen Flächen sollten Gärten in einer Größe von 400-500 m² je Parzelle entstehen. Mit dem am 23.02.1951 genehmigtem Bebauungsplan konnte mit der Aufteilung des Geländes begonnen werden. Mit Unterstützung der Baumschule an der Berliner Straße wurden die ersten Heckenstreifen gezogen. Schon in diesem Jahr wurde mit dem Bau der ersten 3 Lauben begonnen. Der Verein vergrößerte sich auch personell auf 37 Mitglieder. Wie heißt es? Ohne Fleiß keinen Preis! So haben die Mitglieder innerhalb eines halben Jahres 1840 Stunden für die Gemeinschaft investiert, wobei die höchste Stundenzahl für ein Mitglied in der Zeit bei sage und schreibe 96 Std. lag. Bis zum 01.10.1951 hatte jedes Mitglied 75 Stunden zu leisten. Auch hier gab es schon ein Strafgeld von 1.-DM für jede nicht geleistete Stunde.
Am 19.01.1952 wurde die Anschaffung einer Spritze beschlossen. Diese Spritze wurde in den ersten Jahren fleißig eingesetzt. Alle hohen Bäume wurden im Frühjahr regelrecht überjaucht. Leider wurden nur die Obstbäume gespritzt, so dass die Wirkung gleich gegen Null ging. Obststräucher und Nadelgehölze, welche als Wirtspflanzen für viele Bakterien und Krankheiten stehen, wurden ausgelassen. So war es auch kein Wunder, dass die alte Spritze bald ihr Dasein in der Garage auf dem Dreieck fristete. Die alte Spritze wurde 1990 aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt und ziert seit dieser Zeit das Blumenbeet auf dem Dreieck.
Das Jahr 1952 war auch der Beginn des sogenannten Wegebaus. Ein Pferdefuhrwerk sollte die Wege schon passieren können. Es mussten ja schließlich auch viele Materialien für die Parzellen und Lauben herangeschafft werden. Weiterhin befand sich am Dreieck ein Getränkelieferant, der seine Ware bewegen musste. Mit großzügiger Planung wurden breite Wege geschaffen. Es entstanden alleine in diesem Jahr 8 Lauben und der Verein ist in dieser Zeit schon auf 66 Mitglieder angewachsen. Etwa 3700 Stück Heckenpflanzen wurden in Jahre 1952 gesetzt. Eine stattliche Anzahl! Die Verhandlungen um die Größe des Vereins gingen zu Ende. Nun konnte der dritte und letzte Teil unserer Anlage in Besitz genommen werden.
Natürlich war in dieser Zeit nicht alles "gleich": Allein die Pachtpreise der Verpächter sorgten für Unterschiede. So wurden für den Teil I (oberer Teil unserer Anlage) welcher von der Stadt verpachtet wurde, im Jahre 1953 ein Betrag von je 0,029 DM für den m² berechnet und für den Teil III ein Betrag von 0,043 DM von den Verpächter Dr. Wäsche gefordert. Auch die Stunden in den Bereichen waren unterschiedlich. Im Teil I wurden 1264 Stunden geleistet und im Teil III, welcher ja auch erst hinzugekommen war, wurden 1727 Stunden geleistet. Damit die Belastung für beide Teile gleichmäßig aufgeteilt werden sollte, hat die Versammlung für das Jahr 1953 für alle 52 Stunden Gemeinschaftsarbeit festgelegt. Auch der Beschluss einer Unfallversicherung in Höhe von 1,-DM wurde herbeigeführt.
Wie es so ist, gibt es immer Steine im Weg, die auch weggeräumt werden müssen. Der eine Stein war die Mitte der Vereinsanlage.
Dieser Teil II wurde nun beantragt. Natürlich musste vorher das Problem mit der „Böltschen“ Baracke gelöst werden. Damit konnte endlich der Verein im Jahre 1954 seine volle Größe aufnehmen. Aus der Nutzfläche von 54619 m² wurden 99 Parzellen. Das sind 897 m² mehr als geplant. Die Mitgliederzahl betrug zu dieser Zeit stolze 93 aktive und ein passives Mitglied. Drei weitere Anwärter warteten auf die Zuweisung ihres Gartens. Bei so vielen Parzellen ist die Übersicht ganz wichtig. So hat jede Laube ab 1956 seine Gartennummer sichtbar anzubringen. Alleine in diesem Jahr sind 27 Lauben gebaut worden. Das wurde aber 1957 mit 34 weiteren Lauben noch übertroffen. Bei so viel Eifer ist es verständlich, dass man keine drei Klassen mehr haben möchte. Ab jetzt gehören endlich alle drei Teile zusammen.
Damit sich jeder einen Überblick über die unvorstellbare Leistung der Gartenfreunde machen kann, habe ich einige Zahlen der ersten 5 Jahre ausgewiesen. Es wurden geleistet: 1052 m ~1 km ~ 3466m²Wege gebaut, 1039 m³ ~104 Eisenbahnwagen a) 15t Schutt verarbeitet, 2104 m ~ 2 km Wegekanten (8416 Stück) Steine gesetzt, 2060 m ~5350 St. Heckenpflanzen gesetzt, 54619 m² ~ 21,8Morgen Sumpf, Sand und Weideland in 99 Gärten kultiviert, 1 Bombentrichter von 30 m Ø Durchmesser und 3 m Tiefe zugeschüttet, dabei wurden 10,55m³ schwere blaue Tonerde bewegt. 112 m Entwässerungsgräben angelegt, 1040 m Zaungelände planiert, 1110 St. Obstbäume gepflanzt, 2250 St. Beerensträucher gepflanzt. Im Jahr 1957 sind alleine 660m²Wege in 1447,5 Std. mit 200qm Trümmern gebaut worden.
Mit Hilfe einer Umlage wird der Bau eines Gerätehauses im Wert von 410,- DM beschlossen. So entstand unsere „sogenannte“ Garage.
1958 wird das erste Mal die Gartenfahne gehisst. Die Farben sind Grün, Weis und Gelb. Diese Farben sind so festgelegt worden. Das Grün hat nichts mit Rasen und das Gelb nichts mit der Sonne zu tun. Der Landesverband hat mittlerweile sein eigenes Wappen in die Fahne integriert. So ist ein falsches Beflaggen nicht mehr möglich! Das Grüne gehört nach oben!
Wasser muss her! Pflanzen und Bäume haben Hunger und Durst. Aber wie soll das gehen. Die Stadt verlangt alleine 7.250,- DM für den Anschluss des Vereins an das Wassernetz. Das Material für die Wasserleitung wird mit weiteren 8.800,- DM veranschlagt. Viel zu viel! Wer soll das bezahlen?!
Da bleibt es auch nicht aus, dass die Gesangsfreunde der Kleingärtner (SEI, KA, MÜ), dieses auf dem 10-jährigem Jubiläum, musikalisch, vor den Vertretern der Stadt forderten. Das wenige Geld muss erst einmal für wichtigere Anliegen herhalten. Solange wird man weiter das Wasser aus den 2 vorhandenen Brunnen entnehmen müssen. Also weiter Wasser schleppen vom Vereinsheim oder aus dem Brunnen am Garten 44 / 43.
Das Gartenfest sorgte für eine weitere Überraschung. Die erste Gartenkönigin, Miss „Holzmoore“, wurde gewählt. Eine Gartenkönigin, wie es für unseren Verein, bei so viel Arrangement, nur richtig ist. Dass dieses im Jahre 1960, also zu unserem 10-jährigen Jubiläum geschieht, zeigt nur, wie gut unser Verein insgesamt aufgestellt ist. Nicht die Gartenkönigin des Landesverbandes ist die erste Gartenkönigin, sondern die aus dem Kleingärtenverein „Im Holzmoore“ e.V. Alles andere ist nur „Abklatsch“.